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Aufsuchende Partyprävention

NPS, Amphetamine, Alkohol & Co: Junge Partygängerinnen und Partygänger werden durch Streetworker*innen an den Warteschlangen von Berliner (Szene-)Clubs in Ihrer Risiko- und Konsumkompetenz gestärkt.

Die Berliner Realität zeigt es: eine breit gefächerte Clublandschaft mit durchgehenden Öffnungszeiten, an jedem Wochentag ist Party möglich. Renommierte DJs legen in den weltbekannten Clubs der Stadt auf – Berlin ist eine Partymetropole. Und dass auf diesen Partys verschiedene Substanzen konsumiert werden, verwundert nicht. Studien zeigen, dass gerade unter den jungen Erwachsenen der Konsum von Alkohol und illegalen Substanzen weit verbreitet ist. Dabei spielt gerade im Partysetting der Mischkonsum von mehreren Substanzen eine große Rolle, denn mit steigendem Alkoholkonsum steigt auch die Prävalenz des Amphetamin- bzw. Ecstasykonsums. Dabei birgt Mischkonsum eine besondere Gesundheitsgefährdung, da sich die verschiedenen Wirkungsweisen und Nebenwirkungen der einzelnen Mittel potenzieren und sich nicht vorhersagen lassen. Auch sog. „Neue Psychoaktive Substanzen“ spielen im Nachtleben eine Rolle, inwieweit sie dort verbreitet sind, gilt es herauszufinden. Dies fordert auch Helena Hedoux, Programm Manager der Pompidou-Gruppe des Europarates: „Zivilgesellschaftliche Gruppen und Netzwerke von KonsumentInnen von NPS können ggf. ein neuer und effizienter Weg zu Datenerhebungen zu folgenden Themen eröffnen: NPS-Trends, Konsummuster, Risikosituationen etc. Ausserdem können sie als effiziente Kanäle dienen, um Mitteilungen zur Reduzierung der Nachfrage zu verbreiten und KonsumentInnengruppen gezielt zu erreichen.“ (Themenheft der Fachstelle Nr. 45)

Gleichzeitig sind das Bedürfnis Risiken einzugehen und Rauscherlebnisse zu erfahren Teil der gesellschaftlichen Realität. Vor diesem Hintergrund ist es auf individueller Ebene der Verhaltensprävention für junge Partygänger*innen von Bedeutung, verschiedene Kompetenzen zu entwickeln:

  • Lebenskompetenz als Fähigkeiten, die einen angemessenen Umgang sowohl mit unseren Mitmenschen als auch mit Problemen und Stresssituationen im alltäglichen Leben ermöglichen
  • Gesundheitskompetenz als Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken. Fähigkeit, Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen, zu bewerten und danach zu handeln
  • Konsumkompetenz als Fähigkeiten, das Konsumverhalten so zu gestalten, dass die eigene körperliche, geistige und soziale Gesundheit, aber auch die Gesundheit des Umfelds, erhalten wird.; Rhythmus zwischen Genuss- und Verzichtsituationen
  • Risikokompetenz als Fähigkeiten, unterschiedliche Risiken gegeneinander abwägen zu können und dies auch in Entscheidungssituationen – eventuell unter Druck, mit reduzierter Aufmerksamkeit etc. – präsent zu haben

(Quelle: Expertengruppe Weiterbildung Sucht, Bern 2014)

Der risflecting-Ansatz – ein neues Kommunikationsmodell – lebt diese Begriffe aus und soll junge Menschen dazu befähigen, sich mit ihrer Rausch- und Risikokompetenz auseinanderzusetzten, sie zu reflektieren und zu steuern. Dabei stehen die Kulturtechniken „Break“, „Look at your friends und „Reflect“ im Vordergrund – diese sind hier genauer beschrieben.

Vor dem Hintergrund der Konsumzahlen und dieser aktuellen Handlungsansätze hat die Fachstelle für Suchtprävention Berlin bereits im Jahr 2012 das Projekt „Clubmission“ im Rahmen der Berliner Gemeinschaftskampagne „Na Klar…!“ initiiert. Mit dem Projekt spricht die Fachstelle für Suchtprävention Berlin gezielt junge Partygängerinnen und Partygänger an den Warteschlangen vor Berliner Clubs an. Ziel des „Warteschlangen-Streetworks“ ist es, junge Menschen in der Entwicklung ihrer Risiko- und Konsumkompetenz zu unterstützen. Es steht auch der Verbraucherschutz im Vordergrund sowie die Motive des Substanzkonsums und die Haltungen und Meinungen der jungen Menschen – gerade auch zu aktuellen Themen wie den Neuen psychoaktiven Substanzen.

Um eine Kultur der Verantwortung nicht nur bei den jungen Partygänger*innen zu befördern werden im Rahmen der Verhältnisprävention auch Club- und Partybetreibende zu aktuellen Themen der Suchtprävention informiert.

Unabhängig bleiben – auch im Nachtleben!