Digitale Medien sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Internet und Co gehören zur Lebenswelt von Jugendlichen einfach dazu. 99% nutzen das Internet regelmäßig, d.h. mehr als 18 Stunden in der Woche (vgl. Shell Studie 2015). Im Familienalltag sind Medien oftmals ein kontroverses Thema, weil die Ansichten von Eltern und ihren Kindern nicht nur hinsichtlich der Nutzungsdauer häufig auseinandergehen, sondern auch darüber, was gespielt wird und welche Inhalte hochgeladen werden dürfen. Durch die Smartphonenutzung unterscheiden die meisten Jugendlichen nicht mehr zwischen Online- oder Offline-Aktivitäten.
Aber nicht nur in der Familie, sondern auch in Schule, Ausbildung und Beruf, manchmal auch schon in der Kita, spielen Medien eine Rolle. Grundsätzlich gilt: ein gesunder und verantwortlicher Umgang mit Medien braucht klare Regeln und Orientierung – hier sind Eltern wie Fachkräfte gleichermaßen gefragt.
Können Computerspiele und Internet süchtig machen?
War der Begriff „Internetsucht“ ursprünglich Mitte der neunziger Jahre eine witzige Scheindiagnose des Psychiaters Ivan Goldberg, setzte sich in den folgenden Jahren in der öffentlichen und wissenschaftlichen Diskussion die Erkenntnis durch, dass mit dem Anwachsen der Computer- und Internetnutzung eine neue verhaltensbezogene bzw. stoffungebundene Sucht entstehen kann.
Das revidierte DSM-5 (2015 in deutscher Übersetzung erschienen) beinhaltet Internet Gaming Disorder – Störung des Online-Spielens als Forschungsdiagnose. Dazu müssen fünf der folgenden Kriterien über 12 Monate erfüllt sein:
- Andauernde Beschäftigung mit Internet- bzw. Online-Spielen
- Entzugssymptome wenn das Online-Spielen nicht zur Verfügung steht
- Toleranzentwicklung mit dem Bedürfnis, zunehmend Zeit für Online-Spiele aufzubringen
- Erfolglose Versuche, die Teilnahme am Online-Spielen zu beenden
- Verlust des Interesses an früheren Hobbies oder Aktivitäten als Folge des Online-Spielens
- Andauerndes exzessives Online-Spielen trotz des Wissens um die psychosozialen Probleme
- Täuschen von Familienmitgliedern, Therapeuten oder anderen Personen in Bezug auf das wirkliche Ausmaß des Online-Spielens
- Gebrauch der Online-Spiele, um aus negativen Emotionen (wie z.B. Gefühle von Hilflosigkeit, Schuld oder Ängstlichkeit) herauszukommen oder um diese zu lindern
- Gefährdung oder Verlust von wichtigen Bekanntschaften, Beruf, Ausbildung oder Karriere-Möglichkeiten wegen des Online-Spielens
Gleichzeitig ist es so, dass alle Menschen in der modernen Gesellschaft einen kompetenten Umgang mit digitalen Medien und dem Internet erlernen müssen – ohne dies wäre Arbeit, Lernen, Kommunikation nicht mehr denkbar.
Die Fachstelle für Suchtprävention unterstützt mit unterschiedlichen Projekten und Materialien Eltern, Pädagog*innen und Jugendliche bei dieser Aufgabe. Gerne stehen wir Ihnen mit praktischen Tipps zur Seite, unter anderem dabei:
- zu entscheiden, ab wann man von „zuviel“ oder gar problematischer bzw. süchtiger Mediennutzung sprechen kann
- die Balance zu halten zwischen Erlaubnis und Verbot – mit dem Ziel einer ausgewogenen Nutzung
- im Kontakt mit Kindern und Jugendlichen auch bei diesem Thema zu bleiben