Sich selbst gut kennen, mit anderen zurechtkommen und angemessen mit Problemen und Stresssituationen umgehen – alle diese Fähigkeiten werden als Lebenskompetenzen bezeichnet (WHO, 1994, zit. nach Högger, 2012). Die Entwicklung und der Aufbau von Lebenskompetenz sind zentral für unser gesundheitliches Wohlbefinden und die Entwicklung von Schutzfaktoren – auch gegen problematischen Konsum und Abhängigkeit. Warum sind Lebenskompetenzen wichtig für Suchtprävention?
- Fähigkeiten zur konstruktiven Problemlösung (auch aktive Hilfesuche) vermeiden das Risiko, Suchtmittel als Ausweich-, Kompensations- und Rückzugsmöglichkeit einzusetzen
- Selbstwertgefühl und Selbstwirksamkeit helfen dabei, sich in der Gruppe zu integrieren und „Verlockungen“ oder Drucksituationen zu widerstehen
- Fähigkeiten zur aktiven und sinnhaften Freizeitgestaltung erschließen Alternativen zu Rauscherlebnissen
Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Selbstwirksamkeit und Lebenskompetenz?
Die BZgA sieht Selbstwirksamkeit, also die Überzeugung, bestimmte Handlungen durchführen zu können, die notwendig sind, um ein spezielles Ziel zu erreichen, als Ergebnis erfolgreich an-gewendeter Lebensfertigkeiten. Das Training von Lebensfertigkeiten umfasst die Übung vieler Handlungen zum Erreichen eines (gesundheitsbezogenen) Ziels (BZgA 2005).
Wie wirkt die Förderung der Lebenskompetenzen?
Evaluationsergebnisse bestätigen die positive Wirkung von Lebenskompetenzprogrammen in der Suchtprävention. Dabei sind insbesondere der verhinderte Substanzkonsum von Tabak und Alkohol bei jüngeren Schüler*innen im Vergleich zu Kontrollgruppen und der verzögerte Konsumbeginn von ein bis zwei Jahren als gesundheitspolitischer Erfolg zu werten.
Das setzen wir um: für die Förderung einer gesunden Persönlichkeitsentwicklung integrieren wir die Förderung von Lebenskompetenzen explizit in unsere suchtpräventiven Projekte und Maßnahmen. Beispiele hierfür sind die 3D-Projekte „Durchblick“, „Weitblick“ und „Perspektive“ oder „1.000 Schätze“ im Setting Grundschule.
Zwei Randbemerkungen zum Schluss:
- Menschen müssen angesichts steigender Anforderungen nicht ausschließlich immer widerstandsfähiger gemacht werden, um „kompetent ihr Leben zu meistern“ sondern Fachexpert*innen müssen auf gesellschaftliche Risikofaktoren hinweisen mit dem Ziel, diese zum Wohle der Menschen zu verändern.
- Lebenskompetenzprogramme wirken noch besser in Kombination mit verhältnispräventiven Ansätzen und Fokussierung auf Kinder und Jugendliche mit schlechteren Startbedingungen und benachteiligten Ausgangslagen.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre!
Kerstin Jüngling
Geschäftsführerin der Fachstelle für Suchtprävention
Dies ist ein Auszug aus unserem aktuellen Themenheft – die vollständige Ausgabe können Sie hier lesen.